Tja, anlässlich des heutigen 90.Geburtstages meines Vaters möchte ich auch noch was zur Erinnerung beitragen. Und zwar mal wieder etwas aus jenem Buch: "Danke!"
Überschrift des ausgewählten Kapitels:
Was ist ein "Null-Bon"?
....... Null-Bon - Ausdruck von Ergebnislosigkeit. Kein Resultat, obwohl die gesamte Technik (bspw. an der Registrierkasse) ordnungsgemäß abgelaufen ist.
Mein Nachforschen, Suchen, Grübeln über Kindheitserlebnisse in Bezug auf Dankbarkeit waren solche "Null-Bons". Vermutlich habe ich mich stets brav bedankt, aber solch ein Kinderdank ist wohl naturgemäß nur oberflächlich und deshalb nicht im Gedächtnis verankert. Doch nur am Gedächtnis kann das nicht liegen, denn ich erinnere mich an andere Einzelheiten ganz gut.
Da war z. B.
* Die Sache mit dem vergessenen Weihnachtsgeschenk:
(Das will ich nicht ganz abschreiben jetzt. Nur: Es ging um ein vor Weihnachten ausspioniertes Geschenk. Das aber am bewußten Tag fehlte. Er flüsterte das Seiner Mutter ins Ohr. Darauf sie: Huch, das hab ich doch glatt vergessen!" und er bekam es noch. )
An all das kann ich mich gut erinnern. Aber Dankbarkeit? Nein!
*Schullandheim:
(Die Patentante hatte Geld geschickt, damit er noch länger bleiben konnte. Sonnst hätte das Geld nicht gereicht, und er hätte müssen früher zurück!)
...Vielleicht hab ich der Tante mit einer Postkarte gedankt. Aber an ein Gefühl der Dankbarkeit erinnere ich mich nicht!
* Oder:Schulentlassung:
Bester Abgänger, Urkunde, Buchgeschenk, Stolz und Freude. aber dankbar? Wem gegenüber? Den Lehrern etwa? Das war doch meine Leistung!
*Gesellenprüfung:
Wieder Bester. Firma will mir Ingenieurstudium bezahlen. Stolz und Freude. Aber dankbar? Etwa dem Chef? Es ist doch nicht sein Geld.
*Urlaub im Krieg:
Gesund zu Hause. Ohne schreckliche Erlebnisse. Mehrere Freunde leben nicht mehr. Ich nehme mein Glück als selbstverständlich hin, ohne Nachdenken! Ohne Dankbarkeit!
*Und so ist es mir mit allen Erinnerungsversuchen ergangen. Sobald ich das Thema Dankbarkeit aufgriff, gab es einen "Null-Bon".
WANN wurde ich endlich reif genug? -- Wann wird der Mensch überhaupt reif, um echte und tiefe Dankbarkeit zu empfinden?
Und: Wann erkannte ich endlich--- und wann erkennt der Mensch überhaupt, WEM es zu danken gilt? Und WOFÜR gilt es zu danken?
Am Ende folgt die Schilderung, WIE er dann zur tiefen Dankbarkeit kam... und sein Resümee:
.....Ich hatte das große GLÜCK, gleich zu Beginn meiner Gefangenschaft sooo tief zu fallen, (würdelos, ehrlos, namenlos) dass ich alles Weitere nur noch als ein Geschenk erleben konnte, und als einen Aufstieg. Das ist nicht mein Verdienst. Das entstammt nicht meinem Geist. Es ist Gnade. (Von dem Tag an schlief er übrigens an keinem Tag - bis zu seinem Lebensende - ein, ohne vorher über dankenswertes des Tages nachzudenken... und zu danken!)
Muss nun Jeder, der tiefe und echte Dankbarkeit "lernen" will, immer gleich so tief fallen? Bestimmt nicht! Jeder wird diesen Prozess anders erleben, an anderer Stelle, auf andere Weise. ..... Doch immer geht es dabei um das Herabsteigen nach ganz unten, um das Loslassen des Alten und das dankbare Empfangen des Neuen. Immer geht es um das Abwerfen von altem Ballast, um NEUEN ERKENNTNISSEN Raum zu geben. Besonders der Erkenntnis der eigenen Winzigkeit und Bedeutungslosigkeit im Kosmos. NICHTS ist selbstverständlich, nichts ist eigener Verdienst. Alles ist unverdientes Geschenk!
Jeder wird seine Wüste einmal aufsuchen, freiwillig, oder gezwungen. Wohl dem, der dann leicht loslassen kann, sich öffnen kann und formen lassen kann für sein NEUES LEBEN in Demut und Dankbarkeit.
Bild1:Zeigt Gummi in seiner Wohnung im Sonnenhaus /1984
Bild 2: Mit Berti vor Zeltlager aufm [lexicon]Immenhof[/lexicon] / 1991
Bild 3: Besuch in seinem heimatlichen Erzgebirge - natürlich mit der obligatorischen, typischen Lederhose!
Bild 4: Letztes Zusammentreffen mit seinem Enkelsohn (eben jenem...) im Altenheim
Bild 5: Abgang in der "Borsteler Kuhle"