Lieber Molli, Dein Bericht hat mich sehr beeindruckt.
Auch ich habe verschiedene Weihnachten erlebt, an denen kein Baum da war und ich als Kind mitsamt den meinen froh war, wenn wir ein warmes Zimmer hatten, wofür wir das Holz , meist ich als Älteste ,im Wald selbst gesammelt hatten.
Das ist es eben, früher war ein strahlender Baum ein Erlebnis. Heute strahlt es in jedem Vorgarten, über jeder Straße in der Stadt.
Und vor allem, es existiert irgendwie heute ein verrücktes Nebeneinander von Überfluß und Armut.
Und das irrer Weise sogar gleichzeitig in der gleichen Familie. Und ich mein jetzt nicht reiche. Überschüttung von Geschenken, eben billiges Plastikzeug und irgendwie tönendes oder quietschendes oder sonstwie aufregend wirkendes Zeug. Auffallende Kleidung, Haarfrisuren, Tätovierungen. Nach meiner Erfahrung kann man Kinder damit tatsächlich so absättigen, daß sie zugeschüttet gar keine eigenen Wünsche mehr haben. Sie wissen wirklich nicht, was sie sich denn nun zu Weihnachten von den Eltern noch wünschen sollen. Von all dem Krimskrams haben sie wirklich genug. Und die andern Dinge gehen an ihrem Interesse vorbei. Überfütterte Kinder mit Luftblasen im Bauch! ! !
Und wie sollen dann die Schulen gegen die Knopfdruck-Mentalität aufkommen. Das meiste Spielzeug ist ja nicht mehr so angelegt, daß das Kind dann damit irgendetwas selber gestalten, entwickeln, ausdenken, ausprobieren, daran lernen kann. Auf Knopfdruck soll möglichst viel Aufregendes passieren. So schnell funktioniert im normalen Leben kein Erfolgserlebnis.
Und andererseits können sich diese Familien dann nicht mal den Klassenausflug leisten, der das Miteinander der Klasse mal außerhalb der Schule fördern soll und, in der Regel, ja auch ein Lehrziel hat. Und sie können sich nicht einmal einen gemeinsamen Fahrradausflug in den Ferien mit Übernachtung in Jugendherbergen leisten. Da hätten ja dann die Kinder wirklich ein gemeinsames Erlebnis mit den Eltern.
Das bezieht sich, um Mißverständnisse zu vermeiden, nicht alles auf meine Urenkel. Aber....ist es nicht irgendwie seltsam, am liebeten spielen sie mit mir FINGERHUTSUCHEN. Das läßt mich tief nachdenken.
LIebe Grüße! Hanna