Wir sind ja hier im öffentlichen Bereich. Ich versuch mal dennoch ein wenig aus meinem Erfahrungstopf zu plaudern, ohne zu viel zu schwatzen. Wie Ihr wisst, bin ich Förderschullehrerin. Ich wohne und arbeite in Niedersachsen und seit nun mehr ca. 7 Jahten in der Integration. Das bedeutet, ich versorge 2 Grundschulen, arbeite dort präventiv (vorbeugend) und unterrichte Kinder mit sonderpädagogischen Förderbedarf Lernen, Sprache oder sozial - emotionale Entwicklung. Unter diesen Kindern - das kennt Ihr bestimmt aus Eurer Erfahrung - gibt es immer wieder solche, die, wegen irgendwelcher Lernschwächen von Anfang an nicht in der Schule klar kommen, den Anforderungen nicht gewachsen sind, ohne eigentlich wirklich zur Förderschule Lernen zu gehören. Diesen Kindern zu helfen, ist mein täglich Brot. Ich erlebe immer wieder, dass eine individuelle Fördeung mit einer differenzierteren Bewertung als die vorhandene - alle über einen Kamm mit den Zensuren 1 - 6 - hilfreich für diese Kinder ist. Solang sie in der Grundschule - und früher auch während der Orientierungsstufe - durchgehend mit den Leistungsstärksten verglichen werden, kommen diese Kinder zu kurz.
Durch die Wiedereinführung des dreiteiligen Schulsystems ist zwar besonders in Klasse 4 der Leistungsdruck gestiegen - die Gutachten zur Schullaufbahnempfehlung müssen in der Regel 4 bis 5 Wochen vor den Sommerferien fertig sein, auch die Zeugnisse, damit die Kinder sich bewerben können, aber meine Schüler haben dann reale Chancen an der Hauptschule. Ich habe in den vergangenen Jahren die meisten meiner Schüler mit vorrübergehenden Förderbedarf "zurückgeführt", d. h. den Bedarf aufheben lassen. Sie kommen in der Hauptschule klar, können sich dort weiterentwickeln und, je nach Fähigkeiten, den erweiterten Abschluss,Kl. 10 machen, evtl.auch den Realschulabschluss. D. h. für diese Kinder ist der Druck weniger geworden, weil die Zeit, in der die Kinder unter Druck stehen, kürzer wurde.