Beiträge von Ulrike Roth - Bernstein im Thema „Schneekatastrophe 1978/79“

    An den Winter 1978 / 79 erinnere ich mich noch sehr gut. Im Dezember 1978 war es in Kassel nur wahnsinnig kalt, kein Schnee, aber Blitzeis. So musste ich an einem Samstagmorgen von Grasbüschel zu Grasbüschel die 3,5 km zur Schule hüpfen, schleichen, schlittern….Da wir vor dem normalen Unterricht noch Russisch AG hatten, wollte ich pünktlich um 7 Uhr dort sein, bin also im Dunklen gelaufen. Mit zitternden Knien kam ich fast pünktlich gegenüber der Schule an. Da selbige am Hang lag und die Straße vom Blitzeis dicht war, klammerte ich mich am gegenüberliegenden Gartenzaun fest, um nicht wie einer der Lehrer bäuchlings die Straße runter zu rutschen. Meine Mitschüler schauten mir vom geöffneten Fenster lachend und gespannt zu.


    Weihnachtsferien: Ich fuhr mit einem der überfüllten Züge nach Chemnitz zu Gittel und Familie. Dort lag natürlich massig Schnee. So viel, dass alle Straßenbahnen still standen, wir mit Skiern (die hatte ich natürlich nicht dabei!) durch die Straßen schlitterten. Silvesternacht, wir waren bei Verwandten meines Schwagers in der Nähe. Rückzu klare Winternacht, ca. – 15 Grad. Quietschvergnügt und lachend schlitterten wir drei heimwärts. Am nächsten Morgen, gegen 6 Uhr stand neben meinem Bett die 2 einhalb jährige Christiane barfuß im ungehetzten Raum: „Tante Uli, bist Du wach?“


    Zwei Tage später wollte ich wieder in Richtung Kassel. Mein Schwager arbeitete, Gittel versorgte die Kinder. So stapfte ich morgens um sechs los, um ohne Straßenbahn die ca. sechs km zum Hauptbahnhof durch den Schnee zu schaffen. Als ich lange nachdem mein Zug abgefahren wäre ankam, war die Bahnhofsvorhalle überfüllt. Alles saß, hockte, stand auf dem Boden, auf Rucksäcken, Koffern….Nur ein Interzonenzug, meiner, der zwei Stunden Verspätung hatte, fuhr irgendwann. Er nahm alle Kleinbahnhöfe bis Eisenach mit. Wir standen dicht gedrängt zwischen allem Gepäck im Gang. Immer mehr Leute
    stiegen ein… So zuckelte der Zug weiter…


    Als ich irgendwann am Spätabend mit irrsinniger Verspätung aber heil in Kassel ankam, berichtete meine Mutter mir von ihrer Schritttempo – Fahrt (München – Kassel) über eine dicht zugeschneite Autobahn. (Mami, magst Du erzählen?)


    Von der Situation im Norden Deutschlands hörten wir über die Nachrichten. Wir waren froh, wieder in Kassel zu sein ohne total eingeschneit und von der Stromversorgung abgeschnitten zu sein.


    Liebe Grüße, Uli :wiwi: