In den Sommer - Semesterferien 1964 und 1965 vertrat ich im Helenhaus Frau von der Lancken. Mein Arbeitstag begann morgens gegen halb fünf und endete meistens nicht vor halb acht abends. Danach hätte ich mich mich eigentlich auf ein gutes Abendessen gefreut. - Während mein Mann und meine Tochter mit Frau Astfalck gemeinsam in deren Wohnung eine vielseitige Aufschnittplatte mit Salat und unterschiedlichen Brotarten erhielten, bekam ich die sparsamere Ration wie damals alle Erzieherinnen: Auf einer kleinen Metallplatte wurde mir allabendlich eine gekochte, aber ungeschälte Rote Beete mit etwas einfachster Blutwurst, zwei Scheiben Graubrot und ein wenig Margerine gebracht. Den Bringedienst erledigte eine der Jugendlichen, die gerade in der Hauswirtschaftsausbildung war. Nach drei Tagen, als ich wieder dasselbe wenig Appetit - anregende Essen erhielt, bat ich das Mädchen mit dem Essen zu Frau Astfalck zu gehen und dieser meinen Verzicht zu erklären. Ich wusste, dass zur gleichen Zeit mein Mann und meine Tochter mit Frau Astfalck beim Abendessen saßen. Weniges später wurde mir von einer der Mitarbeiterinnen aus der Küche eine wesentlich umfangreichere Aufschnittplatte gebracht - eben die gleiche Essensqualität, die auch die Heimleitung erhielt.
Diese Geschichte machte damals unter den Erziehern die Runde. Alle waren mir dankbar, denn ab sofort änderte sich die Personalverpflegung deutlich.