Nicht aus Angst, vielleicht gehänselt zu werden, das wäre ohnehin bei mir abgeprallt. Ganz im Gegenteil, schon damals versuchten meine Freunde in Celle, wohl mehr aus Neid, mich damit aufzuziehen, ohne Erfolg. Deshalb stieß diese Anfrage einer Freundschaft, hier auf dem Immenhof, aufgrund dieser Vorgeschichte bei mir auf taube Ohren.
Rechts neben Ihr, das müsste Erika L. sein, oder eventuell Ursula B. Sie steht etwas dahinter, zwischen den Beiden. Jedenfalls hat „ Erika „ mich im Auftrag des in der Mitte stehenden Mädels mir eröffnet, ob ich nicht Ihr Freund sein möchte. Zudem sollte ich mich auch noch zwischen zwei Mädels entscheiden. Das war eine völlig neue Erfahrung für mich, warum nur ein Mädchen als Freundin, ich mochte Sie eigentlich doch „ Alle „. Selbstverständlich befindet sich innerhalb einer Gruppe, immer jemand der einem besonders am Herzen liegt. Doch die Hartnäckigkeit von Erika, ich meine sogar, dass es diesbezüglich mehrere Anläufe gegeben hat, bis ich schließlich einwilligte. Mehr ist allerdings zwischen uns auch nicht gewesen, nur diese Zusage, mehr wirklich nicht.
Allerdings die Kleine rechts außen, auch an Ihren Namen kann mich nicht erinnern. Das war schon etwas ernsthafter, allerdings auch noch nicht von meiner Seite. Sie hatte mir zu Weihnachten einen lieben Brief geschrieben, in dem auch ein Bild von Ihr gelegen hat. Die Freude meiner Mutter mochte ich damals nicht teilen. Nachdem ich wieder auf dem Immenhof gewesen bin, haben wir uns hin und wieder sogar ( heimlich ) getroffen und sind auch des Öfteren gemeinsam spazieren gegangen. Selbst Ihre harmlosesten Annäherungen, ignorierte ich. Denn irgendwie fühlte ich mich nicht ganz Wohl dabei und im Innersten sträubte sich bei mir etwas dagegen. Deshalb ist diese „ Liebelei „ an meiner „ Unschuld „ schließlich eingeschlafen.
Ja Ihr Lieben Mädels vom Immenhof, so war das damals, jedenfalls bei mir und mit mir. Es gibt noch zwei etwa identische Episoden und einmal hat es mich doch erwischt, ganz unerwartet und zu dem ohne Vorwarnung. Wie von einem Blitz getroffen zu werden, so ist es gewesen. Oder wie es Klaus Lage besungen hat „ ES HAT ZUUM GEMACHT „ und das passierte im Frühjahr 58.
Nach dem Abendbrot konnten wir noch draußen etwas spielen. Ob wir damals „ Verstecken oder Kriegen „ spielten ist nicht relevant. Doch aber wohl, dass es schon dunkel ( Nacht ) gewesen ist und der Mond inzwischen schon wesentlich mehr Licht an die Nacht abgegeben hat als die spärliche Außenbeleuchtung des Sachsenhauses. Jedenfalls hielt ich mich hinter der Böschung, bei den Fischteichen auf. Von dort konnte ich das weitere Geschehen gut beobachten, ohne selbst gleich entdeckt zu werden. Aber auch bei Bedarf, nach rechts zum Jugendhof oder auf dem Weg nach links, ausweichen zu können. Ein Geräusch rechts von mir, ließ mich in die Richtung blicken aus der ich es auszumachen wähnte. Und da stand plötzlich Sie, „ Ursula – L. - „ vis-a-vis, - oberhalb der Böschung. Das hatte ich nicht mitbekommen, deshalb bin ich nicht nur erstaunt, sondern richtig erschrocken. Sie musste aus der Richtung von der Küche des Jugendhofes, durch das Wäldchen geschlichen sein, um sich hier ebenfalls zu verstecken, war meine Vermutung. So erschrocken wie ich muss Sie ebenfalls auch gewesen sein. Denn Sie stand dort wie angewurzelt, nachdem Sie mich bemerkt hat. Aber auch ich bewegte mich aus demselben Grund keinen Millimeter und wir schauten uns nur schweigend an. Wo kommst Du denn her, diesen Gedanken werden wir beide ebenfalls gehabt haben. In diesem Umfeld, des fahlen, dämmrig diffusen Scheines des Mondes, der nicht nur hier, sondern in derselben Weise alles und überall in einem anderen Licht erscheinen lässt. Diese entspannte, anheimelnde behagliche Umgebung, ist der Raum und Rahmen, in dem besonderes geschehen kann. Im Dunstkreis dieser besonderen Atmosphäre, ist das wohl der Auslöser, der unser zufälliges aufeinandertreffen, in eine ganz andere Richtung gelenkt und mich verzaubert hat. Währenddessen stieg meine Herzfrequenz spontan an und im Hals pochte es so gewaltig, als wenn sich dort mein Herz befinden würde. Ich wollte Ihr sagen, komm.. ., , doch ich bekam keinen Ton heraus und unsere sich kreuzenden Blicke verschlimmerte meine Lage, in der ich mich in diesem Moment befand. Dann entdeckte ich dies Grübchen auf ihrer linken Wange, dass bei Ihr nur wahrzunehmen ist, wenn sie lächelt oder herzhaft lacht. Diesen Hinweis - das Sie lächelt – also mich anlächelt; das dauerte eine gewisse Zeit, bis ich das registriert und verinnerlicht hatte, also Ihr lächeln mir gegolten hat. Dies löste ein Tubawu von ganz unterschiedlichen Gefühlsausbrüchen aus, die ich in einer solchen Intensität und Dynamik noch nicht erlebt habe und deshalb auch nicht einzuordnen wusste. Ich war richtig perplex und deshalb so sehr mit mir selbst beschäftigt, dass ich es nicht mitbekam, wie Ursula begann, langsam in Richtung des Sachsenhauses zu gehen. Daraufhin regte sich bei mir ein Wunsch. Der Wunsch, bei Ihr zu sein und dieses Bedürfnis wuchs mit jedem Schritt, mit dem Sie sich von mir entfernte. Deshalb schaute ich sehnsüchtig hinter Ihr her. Sogar noch, nachdem Sie im Sachsenhaus verschwunden war, stand ich immer noch dort, wo wir uns gerade eben getroffen hatten. Dies ganze durcheinander, nicht nur meiner Gedanken, ist so gegensätzlich wie meine augenblickliche Gefühlswelt. So dass ich, um das soeben Geschehene besser verarbeiten zu können, ich mich noch eine Weile bei den Fischteichen aufgehalten. Und dann war da plötzlich dieses Bild vor meinen Augen, wie ich mit meinen ( ehemaligen ) „ Freundinnen „ von kuschele und spürte dabei wie diese wohlige angenehme Wärme meinen Körper durchflutet. In diesem Zustand, gefangen in einer Art von Hilflosigkeit, bin mehrmals auf dem Weg, bei den Teichen, auf und abgegangen. Erst nachdem ich mich gefangen hatte, bin ich ins Sachsenhaus geschlichen. Ich wollte und musste allein sein, niemand sollte es mitbekommen, weil ich auch befürchtete, dass man mir das soeben Erlebte ansehen würde. Auch gewaschen habe ich mich nicht, sondern sofort den Schlafanzug angezogen, ins Bett gelegt und mich schlafend gestellt. - 2-