Beiträge von Gudrun im Thema „Puzzlestückchen zur Geschichte des Immenhofs“

    Lieber Max!


    Vielen Dank fuer Deine netten Zeilen! Natuerlich darfst Du die Bilder einstellen!


    Was die Fahne betrifft, soweit ich weiss, wurde am Angang der Nazizeit noch vielfach oeffentlich schwarz-weiss-rot gehisst... und zumindest in den letzten Jahren der Weimarer Republik nicht. Man muesste das vielleicht nochmal nachrecherchieren.


    Ich haenge hier einmal eine Vergroesserung von dem von Dir erwaehnten Bildausschnitt dran. Leider immer noch zaiemlich undeutlich... ich hatte es erst fuer Baeume gehalte, aber Du koenntest Recht haben.


    Bildauscchnitt.jpg


    Herzliche Gruesse nach Huetzel,


    Gudrun

    ...und nochmal ein Puzzlestueckchen in Form einer Postkarte... zwei Mal ein Blick vom Jugendhof, oben auf die spaetere Schulbaracke, unten sieht man im Hintergrund wohl das Waldhaus. Und wieder stammt die Karte wohl aus der Zeit von 1933-45, die Fahne sieht jedenfalls wie die schwarz-weiss-rote aus. Auf der Rueckseite steht nur "Verlag Heinrich Kuenne, Bremen".


    Liebe Gruesse,
    Gudrun


    30er 40er Jahre.jpg

    Yippie... die Karte ist angekommen! Danke fuer's Mitfreuen, Uli + Eva!


    Die Karte ist unbeschrieben, anf der Rueckseite steht gedruckt "N.S.V. Erholungsheim des Gaues Ost-Hannover". Ich lade sie hier nochmal hoch, weil ich sie etwas schaerfer einscannen konnte. Links scheint noch ein Gebaeude zu sein, sagt das jemandem was? Kann auch sein dass zu Eurer Zeit nur noch Reste davon uebrig waren... (oder halt gar nichts).


    saarlandhaus (klein).jpg


    Liebe Gruesse,


    Gudrun

    Liebe Eva!


    Es ist also wirklich das "alte Sonnenhaus"?


    Diese Postkarte wird gerade auf einer Internet-Auktion verkauft, und zwar als "AK Immenhof üb.Hützel Saarlandhaus N.S.V.Erholungsheim". Ich versuche, sie zu ersteigern, dann kann ich die Rueckseite sehen. Ich weiss aber erst in einer Woche, ob es geklappt hat oder ob ich ueberboten worden bin.


    Auf jeden Fall stammt sie aus der Nazizeit und ich spekuliere mal, dass der Name etwas mit der besonderen Situation des Saarlandes zu tun hatte. Das Saarland ist ja erst im Maerz 1935 nach einer Volksabstimmung wieder in das deutsche Reich eingegliedert worden. Seit 1920 war das Saargebiet - als Ergebnis des 1. Weltkrieges- ein in jeder Hinsicht auf Frankreich ausgerichtetes "autonomes Gebiet" gewesen, was den Nazis natuerlich ein Dorn im Auge war. Vielleicht hat das Haus den Namen nach der Volksabstimmung bekommen, um deren Ergebnis zu "feiern". Kein Wunder dann, dass der Name dann spaeter wieder geandert wurde (sicher nach 1945...).


    Liebe Gruesse,


    Gudrun


    Hallo!


    Und: danke, Max!


    Und noch ein nicht vertrauter Name fuer ein uns wahrscheinlich bekanntes Gebaeude: das "Saarlandhaus", hier als Fundstueck auf einer alten Postkarte (ich hoffe, dass ich demnaechst das Original bekomme und einen besseren Scan einstellen kann). Gehe ich recht in der Annahme, dass uns dieses Gebaeude als "altes Sonnenhaus" bekannt ist?


    Saarlandhaus.jpg


    Liebe Gruesse,

    Gudrun

    Hallo!


    "Panther" hat gerade wieder ein paar tolle historische Bilder und Postkarten in die neue Galerie gestellt (wieder mal herzlichen Dank!). Dabei auch die folgende Postkarte: http://www.immenhof-kids.de/wbb/index.php?page=RGalleryImageWrapper&itemID=1327&type=page . Sie zeigt das "Waldhaus" und die "Tannenhecke", Bildunterschrift: "Waldhaus und Theo-Maler-Heim". Die Karte koennte in der Nazizeit verschickt worden sein (das wird "Panther" wissen). Ich habe mal kurz gegoogelt, aber ueber diesen Theo Maler nichts gefunden. Vielleicht weiss ja jemand anders mehr, oder wird fuendig... ich dachte jedenfalls, ich setze die Info auch mal hier rein, schliesslich ist es ein echtes "Puzzlestueckchen".


    Liebe Gruesse,


    Gudrun

    Diese Karte vom "Zaunkönighof Hützel" habe ich unlängst bekommen. Als ich sie zuerst sah, dachte ich an die "Alte Landwirtschaft", die ja ziemlich ähnlich aussah. Aber obwohl es doch nicht die "Alte Landwirschaft" ist, hat das abgebildete Gebäude im weiteren Sinne etwas mit der Geschichte des Immenhofes zu tun.


    Auf der Rückseite der Karte steht: "Bes. E. Götze geb. von Lucius, Hützel". Die Götzes waren ja bekanntermaßen die Besitzer des Immenhofes, bevor dieser durch die AWO erworben wurde.


    Ich habe Max nach dem "Zaunkönighof" gefragt, und er schrieb mir: “Das Areal des Zaunkönighofes befindet sich oberhalb der Landwirtschaft ( IH ) .Weg LW - Reith".


    Und:


    “Dieses Gebäude ist 1946 abgebrannt + ein einfacher Neubau errichtet … Das gesamte Areal war früher Bestandteil des IH und gehörte der Familie Götze. Die letzte Besitzerin war Frau Ingrid Götze. Zum IH gehörte in den zwanziger Jahren ein recht großes Umfeld in Form von Feldern + Wäldern. Diese wurden dann im Laufe der Jahre veräußert, so dass das Gelände, welches wir als IH ansahen, nur noch ein Rest war. Über diese Entwicklung gibt es etliche Recherchen + Beschreibungen."


    Zaunkoenighof (1).jpg


    Herzliche Grüße,


    Gudrun

    Weißt Du aus welchem Jahrzehnt die Bildaufnahmen stammen?
    Muss mir unbedingt das Video besorgen.


    Liebe Eva,


    Der Lotte Lemke Film stammt von 1984, von wann die dort gezeigten Immenhof-Fotos stammen, weiss ich nicht. Insgesamt habe ich gestern Schnipsel aus 3 AWO-Filmen eingestellt:


    http://www.immenhof-kids.de/wbb/index.php?page=Gallery2&g2_itemId=4746


    Der Film mit dem Interview mit (u.a.) Eleonore Astfalck ist auch sehr zu empfehlen. Und "Neues Beginnen" mit Sequenzen aus den 50er Jahren: Indianerspiele auf dem Immenhof. Die Erzieherinnen hinter dem Baum sind, glaube ich, Nore Astfalck und Hanna Nacken ( http://www.immenhof-kids.de/wbb/index.php?page=Gallery2&g2_itemId=5055 ) . Oder irre ich mich da? Schade, dass hier der Immenhof-Anteil bloss ein paar Minuten betraegt.


    Liebe Gruesse,


    Gudrun

    Am 5. Mai 1933 wurden alle Mädchen vom AWO-Erziehungsheim 'Immenhof' von NS-Leuten mit Bussen abgeholt und in andere Heime gebracht. Lotte Lemke schilderte diese Szene eindringlich mit folgenden Worten (im Videofilm 'Lotte Lemke erzählt)'


    Den Film mit Lotte Lemke gibt es als Video oder DVD bei der AWO zu kaufen. Ich habe hier ein paar Snapshots aus dem Film eingestellt (nur fuer registrierte User):


    http://www.immenhof-kids.de/wbb/index.php?page=Gallery2&g2_itemId=4747


    Liebe Gruesse,


    Gudrun

    was ich heute nicht mehr singen kann nach allem Geschehen: 'Der Mensch ist gut'.


    Ich poste hier auch mal den Text des Liedes, das Lotte Lemke im o.g. Videofilm erwähnt. A. Zickler hat es 1921 geschrieben, und es wurde viel in der Sozialistischen Arbeiterjugendbewegung gesungen:


    1) Hebt unsere Fahnen in den Wind!
    Sie fließen hell wie Sonnenglut
    und künden, dass wir gläubig sind:
    Der Mensch ist gut!

    2) Stellt eure Stirnen hoch ins Licht
    und fragt nicht, was gewesen sei
    und hört nur, was die Zukunft spricht:
    Der Mensch ist frei!


    3) Laßt alles mit den Fluten gehn,
    was nicht nach hohen Zielen weist.
    Für uns bleibt eines nur bestehen:
    Der neue Geist!


    4) Durch diesen Maienmorgen klingt
    das wilde, milde Lied des Föhn,
    das Freude und Erlösung singt:
    Die Welt ist schön!


    5) Hebt unsere Fahnen in den Wind,
    hebt in die Sonne euren Mut!
    Wir kämpfen, weil wir gläubig sind:
    Der Mensch ist gut!


    Liebe Grüße,


    Gudrun


    Noch ein Puzzlestückchen zur Immenhof- Geschichte. Aus dem Buch "Die Arbeiterwohlfahrt in der Zeit von 1933 bis 1945" von Heinz Niedrig (Marburg 2003), S. 41 f:


    "Am 5. Mai 1933 wurden alle Mädchen vom AWO-Erziehungsheim 'Immenhof' von NS-Leuten mit Bussen abgeholt und in andere Heime gebracht. Lotte Lemke schilderte diese Szene eindringlich mit folgenden Worten (im Videofilm 'Lotte Lemke erzählt'):


    'Ein Anruf des Landesjugendamtes Berlin Anfang Mai teilte mir mit, dass am nächsten Tag die Mädchen aus dem 'Immenhof' abtransportiert werden durch die neuen NS-Oberen. Ich bin sofort hingefahren und habe mit allen Erzieherinnen gesprochen und abends eine Versammlung mit allen Mädchen anberaumt und ihnen gesagt, was ihnen bevorsteht. Die Mädchen waren ja sehr radikal, waren z. B. engagierte Kommunistinnen.


    Und ich sagte ihnen: Benehmt euch, wie wir euch hier zu erziehen gehofft haben, und sie gingen darauf gefasst ein.


    Am nächsten Morgen geschah etwas, was ich nie im Leben vergessen werde: Wir sind bereits früh um sieben Uhr alle zusammen gekommen mit unserer roten Fahne und wir gingen über das ganz große Immenhof-Gelände und sangen 'Brüder, zur Sonne zur Freiheit' und auch, was ich heute nicht mehr singen kann nach allem Geschehen: 'Der Mensch ist gut'. Als wir zurückkamen, warteten bereits die Busse und die Mädchen mussten einsteigen. Und sie haben nicht revoltiert, nicht mit Steinen geworfen, nicht die Leute beschimpft, sondern sie sind weinend in die Busse eingestiegen. Und manche gingen in eine schreckliche Zukunft ...


    Für uns als junge Sozialistinnen war der 'Immenhof' ein wunderbares Beispiel dafür, wie man pädagogische und sozialistische Reformvorstellungen in die Praxis umsetzen kann. Wir wollten dort beweisen, dass es auch für sog. gefährdete und verwahrloste Mädchen nicht nötig ist, junge Menschen hinter Mauern und verschlossenen Türen einzusperren, wo pädagogisches Bemühen nur auf Disziplinierung hinauslief.'


    Der 'lmmenhof' sollte laut Deutscher Arbeitsfront zunächst ab Mai 1933 ein 'Arbeitslager' werden, dann war das Heim als Gestapo-Schulungsheim im Gespräch, schließlich stand es fast ein Jahr leer, nur die Gartenbetriebe arbeiteten weiter, bis es später als NS-Erholungsheim für Mütter diente."


    Herzliche Grüße,


    Gudrun

    Noch ein Puzzlestueckchen, wenn auch ein ganz kleines: Der Autor des Buches ueber Hanna Grunwald-Eisfelder, Reinhard Otto, schreibt ueber seinen persoenlichen Bezug zum Immenhof (S. 46, siehe: Literaturempfehlungen / Veröffentlichungen :(


    "Der Name 'Immenhof' sagte mir etwas... 1949 war ich dort in Huetzel geboren, operiert und ein halbes Jahr gepflegt worden- zu einer Zeit, als der Hof der Gegend als Notkrankenhaus diente".


    Gudrun

    Noch bevor die Berliner Arbeiterwohlfahrt in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts das Gelaende kaufte, gab es hier einen "Immenhof" - und zwar als noch vor dem 1. Weltkrieg gegruendetes, etwas "alternatives" Pensions - und Erholungshaus, in dem Werte wie Toleranz und naturnahes Leben hochgehalten wurden.


    Hier eine Postkarte von ca. 1918, sie zeigt das Hauptgebaeudes des allerersten Immenhofes. Dieses wurde dann auch zum Herzsstueck des AWO-Heimes, bis es 1928 abbrannte.


    immenhof 1918.jpg


    Aus der "Vorgeschichte" existiert noch die Abschrift eines Prospektes aus dem Jahr 1914. Der Text vermittelt auch einen Eindruck uber das spaeter von der AWO gekaufte Gelaende:


    Ein Immenhof-Prospekt von 1914.pdf


    Gudrun